Steffen Schorn zählt zu den besten Komponisten und Arrangeuren der aktuellen Jazzszene. Er denkt in Klangfärbungen, ineinandergreifenden Schichten und Melodien sowie vertrackten Rhythmen, wimmeligen Soundblasen und überraschenden Momenten. Außerdem sieht er in aller Regel auch Passagen vor, in denen er seiner Leidenschaft für Bassklarinette, Basssaxofon, Tubax und andere Instrumente aus dem tiefen Frequenzbereich sowie seine Offenheit für die gesamte Saxofon- und Klarinettenfamilie ausleben kann. Von 2014 bis 2019 leitete Schorn das 1995 gegründete Zurich Jazz Orchestra; seitdem hält er als Composer in Residence den engen Kontakt aufrecht. Diese Beziehung spiegelte sich bereits 2019 auf der Disc „Three Pictures“ und wird nun zu einem neuen Höhepunkt geführt. „The Mad Code“ schwurbelt knapp zwei Minuten mit Kürzeln, Flächen, minimalistischem Kreiseln, Breaks, Träumereien und deftigem Powerplay, bevor „Monsieur Pf.“, das Schorn einem humorvollen deutschen Polizisten widmete, mit karibischem Flair und schrägen Sounds groovt. „So eine…“ ist sein Loblied auf Bettina Uhlmann, die Geschäftsführerin der Bigband – so wild, wie sich hier die Linien überkreuzen, muss sie über Humor und enorme Power verfügen sowie mehr als multitaskfähig sein. Eher melancholisch wirkt dagegen „Martha“, das Schorn seiner Großmutter gewidmet hat, und „Til Charlotte“ ist ein heiteres Melodienspiel, zu dem Schorns Tochter den Komponisten Lars Andreas Haug inspiriert hat. Die übrigen sieben Stücke stammen von Schorn, also auch die dreiteilige, insgesamt rund viertelstündige Walzer-Suite am Ende des Albums. Mit einem enormen Gespür für Stimmungen arrangiert Schorn hier und in einigen anderen Stücken mehrstimmige Passagen und schlägt damit die Brücke vom Jazz zur Kammermusik. Großartig.