Frankfurter Runschau: Steffen Schorn Septett

Kein Gedudel
VON HANS-JÜRGEN LINKE

Im Septett ist unter anderem auch ein Trio versteckt: das überaus hörenswerte Trio „Triosphere“, zu dem sich die Bläser Steffen Schorn und Roger Hanschel und der Gitarrist Dirk Mündelein zusammengefunden haben. Die drei gehören auch zum Steffen Schorn Septett, das zur Matinee im Historischen Museum spielte und vor der Konzertpause ein Trio spielte, in dessen Finale das ganze Septett einfiel. Dabei merkte man zweierlei: Erstens hat dem Stück in der Trio-Version nichts gefehlt. Zweitens: Das Septett-Finale ist dennoch nicht überflüssig, denn es zeigt, wie man den Klang auffüttern und mit Druck aufladen kann, ohne dabei zuviel zu tun.

Den Stücken, die Schorn für seine Band geschrieben und arrangiert hat, merkt man die profunde Erfahrung in der Kölner Szene an. Sie sind von einer kompositorischen Ambition und Raffinesse, die sich nicht verschämt verbirgt, sich aber auch nicht dominant über das Bühnengeschehen legt. Das Bühnengeschehen lässt den Musikern immer noch beträchtliche Freiräume, unter einer Bedingung: Sie dürfen nicht in Gedudel verfallen, sondern sollen genau wissen, was sie tun, und zur Raffinesse des Materials ein angemessenes Verhältnis herstellen.

So schafft Steffen Schorns Septett eine Quadratur des Kreises: Gespielt werden überwiegend lange, in weiten Teilen auskomponierte Stücke, in denen jeder seinen Platz hat, wodurch erstaunliche klangliche Verdichtungen entstehen. Man kann das beim ersten Hören kaum angemessen würdigen, zumal im Live-Eindruck oft eher die Solisten das Geschehen beherrschen und die Virtuosität eines Roger Hanschel oder Steffen Schorns Bariton-Präsenz geradezu atemberaubend sind. Aber manchmal ist ein Solo zu Ende, die Musik dünnt sich nicht aus, sondern geht kompakt und komplex, klangintensiv, rhythmisch wendungsreich und mit siebenfacher Spielfreude weiter, und niemand kommt auf die Idee, auf das nächste Solo zu warten.

Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau